Incoterms: Die wichtigsten Handelsregeln einfach erklärt
Incoterms (International Commercial Terms)
Im globalen Handel sind klare Absprachen zwischen Käufern und Verkäufern entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und reibungslose Transaktionen zu gewährleisten. Genau hier kommen die Incoterms ins Spiel. Diese international anerkannten Handelsregeln legen fest, wer für Transport, Versicherung und Zölle zuständig ist, und wer das Risiko bei Verlust oder Beschädigung der Ware trägt.
Seit ihrer Einführung durch die Internationale Handelskammer (ICC) im Jahr 1936 haben sich die Incoterms zu einem unverzichtbaren Standard entwickelt, der sowohl für kleine als auch für große Unternehmen von unschätzbarem Wert ist. In einer zunehmend vernetzten Weltwirtschaft bieten die Incoterms klare Richtlinien, die dazu beitragen, Risiken zu minimieren und die Abwicklung von Geschäften effizienter zu gestalten. Ein grundlegendes Verständnis der Incoterms ist daher unerlässlich, um erfolgreich und sicher im globalen Handel agieren zu können.
Die wichtigsten Incoterms im Überblick
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EXW (Ex Works/Ab Werk)
Der Verkäufer stellt die Ware dem Käufer an einem bestimmten Ort (meist das Werk des Verkäufers) zur Verfügung. Der Käufer trägt alle Kosten und Risiken ab diesem Punkt. -
FCA (Free Carrier/Frei Frachtführer)
Der Verkäufer liefert die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer. Der Verkäufer übernimmt die Verantwortung bis zur Übergabe an den Frachtführer. -
CIF (Cost, Insurance and Freight/Kosten, Versicherung und Fracht)
Der Verkäufer trägt die Kosten und Fracht, um die Ware in den Bestimmungshafen zu liefern, einschließlich einer Mindestversicherung. Das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Ware auf das Schiff verladen wurde. -
DAP (Delivered at Place/Geliefert benannter Ort)
Der Verkäufer übernimmt die Kosten und das Risiko bis zur Lieferung der Ware an den vereinbarten Bestimmungsort. Der Käufer ist verantwortlich für die Entladung und alle weiteren Kosten. -
DDP (Delivered Duty Paid/Geliefert verzollt)
Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken, einschließlich Zölle und Steuern, bis die Ware am Bestimmungsort geliefert ist. Der Käufer hat keine weiteren Verpflichtungen außer der Entladung.
Warum sind Incoterms wichtig?
Die korrekte Anwendung von Incoterms kann Missverständnisse vermeiden und sicherstellen, dass beide Parteien die gleichen Erwartungen an den Handelsvertrag haben.
Sie geben klare Richtlinien darüber, wann das Risiko und die Kosten vom Verkäufer auf den Käufer übergehen, und wer für die verschiedenen Aspekte eines Geschäftes verantwortlich ist, wie z.B. Transport, Versicherung und Zollabwicklung.
Durch die Standardisierung dieser Pflichten werden rechtliche Streitigkeiten zwischen Käufern und Verkäufern aus verschiedenen Ländern vermieden. In einer globalisierten Wirtschaft sind sie daher unverzichtbar für effiziente und reibungslose Handelsabläufe.
Tipps zur Anwendung von Incoterms
- Richtigen Incoterm wählen: Passen Sie den Incoterm an Transportart und Risikobereitschaft an.
- Vertrag klar formulieren: Geben Sie den Incoterm und den spezifischen Ort deutlich an.
- Pflichten verstehen: Kennen Sie die Verantwortlichkeiten für Transport, Versicherung und Zoll.
- Aktuelle Version nutzen: Verwenden Sie die aktuelle Incoterms-Version.
- Mitarbeiter schulen: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Team die Incoterms richtig anwendet.
- Lokale Vorschriften beachten: Berücksichtigen Sie lokale Gesetze, die Incoterms beeinflussen könnten.
- Risiken abwägen: Wählen Sie einen Incoterm, der das Risiko angemessen verteilt.
- Beratung einholen: Bei Unsicherheiten, professionellen Rat in Anspruch nehmen.
Fazit zum Thema Incoterms
Incoterms sind ein unverzichtbares Instrument im internationalen Handel, das klare Regeln für die Aufteilung von Kosten, Risiken und Verantwortlichkeiten zwischen Käufern und Verkäufern bietet. Sie tragen dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und die Effizienz von Handelsgeschäften zu steigern. Ein fundiertes Verständnis und die richtige Anwendung von Incoterms sind entscheidend, um rechtliche Konflikte zu vermeiden und erfolgreiche, reibungslose Transaktionen zu gewährleisten. Für Unternehmen jeder Größe sind sie daher ein wichtiger Bestandteil der internationalen Handelsstrategie.
FAQs rund um Incoterms
Was sind die 11 Incoterms?
Die 11 Incoterms sind in zwei Gruppen unterteilt:
Gruppe 1: Incoterms für alle Transportarten
- EXW (Ex Works/Ab Werk)
- FCA (Free Carrier/Frei Frachtführer)
- CPT (Carriage Paid To/Frachtfrei)
- CIP (Carriage and Insurance Paid To/Frachtfrei versichert)
- DAP (Delivered at Place/Geliefert benannter Ort)
- DPU (Delivered at Place Unloaded/Geliefert benannter Ort entladen)
- DDP (Delivered Duty Paid/Geliefert verzollt)
Gruppe 2: Incoterms nur für den See- und Binnenschiffstransport
- FAS (Free Alongside Ship/Frei Längsseite Schiff)
- FOB (Free on Board/Frei an Bord)
- CFR (Cost and Freight/Kosten und Fracht)
- CIF (Cost, Insurance and Freight/Kosten, Versicherung und Fracht)
Wie oft werden die Incoterms aktualisiert?
Die Incoterms werden etwa alle zehn Jahre von der Internationalen Handelskammer (ICC) aktualisiert, um sie an die sich ändernden Bedingungen des internationalen Handels anzupassen. Die aktuelle Version ist Incoterms 2020.
Was ist der Unterschied zwischen CIF und FOB?
CIF (Cost, Insurance, and Freight) bedeutet, dass der Verkäufer die Kosten für den Transport und die Versicherung bis zum Bestimmungshafen trägt, während das Risiko auf den Käufer übergeht, sobald die Ware auf das Schiff verladen wurde. Bei FOB (Free on Board) übernimmt der Käufer das Risiko und die Kosten, sobald die Ware an Bord des Schiffes ist.
Wer trägt das Risiko bei Schäden oder Verlust der Ware während des Transports?
Das Risiko geht je nach verwendetem Incoterm zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Verkäufer auf den Käufer über. Bei EXW trägt der Käufer das Risiko ab dem Werk des Verkäufers, bei CIF übernimmt der Käufer das Risiko ab dem Moment, in dem die Ware auf das Schiff verladen wurde.
Sind Incoterms gesetzlich vorgeschrieben?
Incoterms sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber sie werden international anerkannt und oft in Kaufverträgen verwendet, um rechtliche Klarheit zu schaffen.
Warum ist FCA besser als EXW?
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Klare Verantwortlichkeiten: Bei FCA übernimmt der Verkäufer die Exportverzollung und die Lieferung an den Frachtführer, was zu weniger Risiken und Problemen führt.
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Bessere Kontrolle: Der Käufer hat mehr Kontrolle über den Transport, da der Verkäufer die Ware sicher an den Frachtführer übergibt.
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Weniger Risiken für den Käufer: Bei EXW trägt der Käufer mehr Verantwortung und Risiko ab dem Werk des Verkäufers, was komplizierter und teurer sein kann.
Wie wähle ich den richtigen Incoterm für meinen Handel?
Die Wahl des richtigen Incoterms hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Art des Transports, das Zielland, die Verhandlungsmacht der Parteien und die Risikobereitschaft. Es ist wichtig, die Verantwortung und Kostenaufteilung zwischen Käufer und Verkäufer genau abzuwägen.
Kann man mehrere Incoterms in einem Vertrag verwenden?
In der Regel wird für jeden Vertrag oder jedes Geschäft ein einzelner Incoterm verwendet, um Klarheit zu schaffen. Mehrere Incoterms in einem Vertrag zu verwenden, könnte zu Verwirrung und rechtlichen Konflikten führen.
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